Mit Mainstream erfolgreich sein?

Incavogt/ März 11, 2020/ Aktuelles

Mit Mainstream erfolgreich sein …

… oder sich eine eigene Nische erarbeiten?

Danke, liebe Hilde fürs Nachfragen. „Wie kann ein Thriller Mainstream sein?“ Ich habe bei meiner Facebookantwort etwas rumgeeiert, weil es schwer ist, hier nicht ohne böse Absicht durchaus tolle und lesenswerte Bücher zu diffamieren. Deshalb hier ein neuer Ansatz. Mainstream sagt ja zunächst wertneutral, „mit dem Strom schwimmen.“ Also, etwas schreiben, was viele Menschen erreicht. Wer von uns will das nicht?

Eine andere Frage ist, schafft man es vielleicht auch so einen Strom zu schaffen, indem man eine Nische erobert, die auch ihre Fans findet? Vielleicht nicht so breit und massig wie es fürs Konto zuträglich ist. Aber vielleicht schafft man es sogar eine nachhaltige Duftmarke als Schreiber zu setzen?

Bewährte Plotmuster oder neue Wege finden?

Ja, es gibt natürlich in jedem Genre mittlerweile eine Masse von Büchern, die bewährten Plotmustern folgt. Sie erreicht viele Leser, ist schneller zu produzieren, weil man nicht jedes Mal die Dramaturgie neu finden muss, kann schneller auf den großen Lesehunger der Vielleser reagieren. Und sie sättigt. Sie wird sogar weit mehr verschlungen als Bücher, die sich vielleicht nicht mal so nebenher weg lesen lassen, weil sie neu strukturiert sind, weil auch Nebenhandlungen im Kontext des Gesamtbuches eine zusätzliche Ebene anbieten, weil sie tiefer gründeln, weil sie nicht gradlinig vom Konflikt zur Lösung führen.

Verstehen unsere Leser den Unterschied?

In einer für mich schwer verständlichen Rezension bemängelt ein Leser z. B. mein erfolgreichstes Buch Gebrannte Kinder widersprüchlich. Es sei für Krimileser zu schwere Kost und hätte für einen Thriller dieses Genres zu heftige Gewaltspitzen? Ich hab mir diesen Satz ebenso wie die übrigen mehrfach durchgelesen, weil alles was er lobt, sogleich auch gegensätzlich kritisiert wird. Ich war versucht, zu antworten. Wollte erklären, dass es ein Psychothriller und kein Krimi ist, dass in diesem Genre sehr wohl auch Gewaltspitzen gang und gäbe sind. Dass auch Nebenhandlungen und spezielle Eigenheiten der Täter ihren Platz in einem Psychothriller haben, der naturgemäß komplexer und undurchsichtiger ist, als ein Krimi.

Sind Erklärungen willkommen?

Ich habe es gelassen, obwohl mich diese Rezension nachdenklich gemacht hat. Muss ich eine Warnung verfassen? Muss ich eine Erklärung geben, dass drinsteht, was im Klappentext und Genre vorgegeben ist? Oder kann ich darauf vertrauen, dass Leser mündig genug sind, nicht alles miteinander zu mengen?

Ich habe mich entschlossen hier der wunderbaren „Mehrheit“ meiner Leser zu vertrauen, die den Unterschied erkennen. Ich bin sicher, die meisten meiner Leser wissen, dass nicht alle Bücher der Spannungsliteratur nach Schema F laufen müssen. Sie wissen, dass nicht zwangsläufig die Polizei die ganze Ermittlungsarbeit leisten muss. Nichts muss nach Schema F laufen. Wir Autoren schreiben nun mal Fiktion und keine Tatsachenberichte. Vielleicht beantwortet das auch ein wenig die Frage nach „Mainstream.“ Und es wirft eine für mich wichtige Frage auf. Wie sehr dürfen unsere Bücher vom gängigen Strom abweichen? Dürfen wir auch übliche Erwartungen „ent-täuschen“? Oder netter umschrieben, wie überraschend darf es denn sein? Und wo beginnt die Verwirrung? Ich weiß es ehrlich nicht. Aber ich weiß, am Ende sollte ein spannendes Buch vorliegen, das Leser fesselt, und sie vielleicht auch ab und zu etwas über die Lesezeit hinaus beschäftigt.

So, genug der Theorie: hier ein Link für alle, die tiefer schürfen mögen, was ich immer toll finde: https://de.wikipedia.org/wiki/Mainstream Und hier noch mal zum Begriff selbst:

Mainstream ist?

Das, was den aktuellen Geschmack der großen Masse darstellt. Und diesen zu treffen ist auch eine Kunst für sich. Ob meine Bücher da reinpassen oder nicht sei dahingestellt. Ob ausgerechnet mein erfolgreichstes Buch GEBRANNTE KINDER, nun Mainstream ist oder einfach zur richtigen Zeit erschienen ist, kann ich nicht beantworten. Zum Erfolg gehört auch manchmal ein verdammt großes Maß an Glück dazu und inzwischen ein hohes Werbebudget, das ich nicht habe. Also hoffe ich schlicht und einfach mit meinen Büchern zu überzeugen. Das mag zwar länger dauern, bis die große Schnittmenge an Lesern da ist, die man braucht um „Erfolg“ auf breiter Basis zu haben, aber ich kann an diesen Voraussetzungen wenig ändern. Ich kann nur schreiben, was mich umtreibt und antreibt.

Bleiben nur zwei Fragen:

Ist drin, was draufsteht und was ihr erwartet?
Habt ihr sie schon alle?

VORSICHT HOCHSPANNUNG

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