Cronens Brut! Nur Fiktion?
Cronens Brut, mein vorläufig letzter Band der Amato-Reihe ist geschlüpft. Im Anschluss an den Thriller habe ich für euch ein kurzes Nachwort geschrieben, das ich euch auch ohne zu spoilern hier veröffentlichen kann.
In Cronens Brut geht es um Genmanipulationen, um Menschenversuche, die längst keine Fiktion mehr sind. Daraus habe ich einen Thriller geschaffen, der wie bei allen Amatos die Ursachen-Wirkungsspirale und die Motive der Betroffenen beleuchtet.
Ob das alles nur Fiktion ist, bezweifle ich stark. Fiktion ist nur die Geschichte rund um zwei ungleiche Brüder. Der eine ein Empath, der klug, einfühlsam, ja fast schon ein wissenschaftliches Genie ist. Der andere ist ein psychopathischer Sonderling, der mit gleicher Genialität rächt, killt und ein perfides Netz auswirft, dem keines seiner Zielobjekte entkommt. Dazwischen ist wie in allen Amatos eine durch und durch reine Seele, die ohne auf ihre eigene Sicherheit, auf Ruhm oder Journalistenehre zu achten, die helle Seite darstellt. Auch in Cronens Brut schlägt sich Toni Amato auf die Seite der Ärmsten, auf die Seite der Guten und kämpft für sie. Ob sie dieses Mal dem allumfassenden Bösen noch entkommt ist fraglich.
Sicher ist nur eins, sowohl in Cronens Brut als auch im wahren Leben hat das Böse, und die Macht des Geldes es leichter, zu manipulieren und ungestraft mit den schlimmsten Gräueltaten davonzukommen. Weiße-Kragen-Typen wie Hugo Cronen, der aus Machtgier und Größenwahn selbst seine eigene Brut der Wissenschaft opfert, schrecken vor nichts zurück. In dem Wahn, die idealen Menschen zu schaffen, überschreiten sie alle Grenzen. Die „Brut“ soll so funktionieren, wie es ihre Schöpfer bestimmen.
Cronens Brut mag ein fiktiver Stoff sein, aber es ist kaum anzunehmen, dass Forscher nicht längst hinter verschlossenen Türen alles ausgelotet haben, was möglich ist. Im Vorfeld von Killerstoff und Cronens Brut habe ich dazu einiges recherchiert und bin unter anderem auf eine verblüffende Technik gestoßen. In Cronens Brut taucht der Begriff CRISPR auf. CRISPR ist keine Fiktion. Und CRISPR habe nichts mit Designerbabys zu tun, warnen Wissenschaftler. Wirklich nicht? Theoretisch mag das stimmen, praktisch ist es die gleiche Technik, ob Pflanzen oder Lebewesen: https://www.zeit.de/wissen/2018-11/crispr-gentechnik-designerbabys-china-embryonen-pflanzen
Was ist CRISPR?
Genschere Crispr/Cas9, ist einsetzbar von der Medizin bis zur Landwirtschaft. Mit der Methode, abgeguckt von Bakterien, lässt sich Erbgut ausschneiden, verändern und wieder einbauen. Egal, ob es um DNA von Pflanzen, Tieren oder Menschen geht. Es funktioniert angeblich so günstig, präzise und schnell wie keine andere Gentechnik.
Die Wissenschaftler behaupten, mit der Genschere Crispr-Methode würde vor allem an Pflanzen geforscht – und an Grundlagen für Arzneimittel. Auch heißt es: »Auf diese Art in Erbgut einzugreifen, ist riskant, die Technik längst nicht ausgereift genug, als dass man sie an Menschen testen sollte – selbst wenn man das ethisch – etwa um sonst tödliche Krankheiten damit zu heilen – für vertretbar hielte.«
Designerbabys sind keine Fiktion
Ich war mitten in den Textarbeiten für Killerstoff und Cronens Brut als ich die Nachricht las: die ersten Crispr-Babys, erzeugt durch künstliche Befruchtung, waren geboren. Die Wirklichkeit hatte meine Fiktion eingeholt. Aber waren die chinesischen Babys wirklich die Ersten?
Ihr Erbgut sei im Labor mit Crispr immun gegen HIV gemacht worden. Die Wissenschaftler hätten darauf weltweit mit Entsetzen und heftiger Kritik reagiert, weil Jiankui mit seinem Tabubruch ihrer aller Arbeit in Verruf gebracht hätte.
Quelle: https://www.wiwo.de/technologie/forschung/erste-designer-kinder-in-china-geboren-deutsche-forscher-nennen-crispr-babys-unverantwortlich/23682128.html
Milliardengeschäft und Ethik?
Guido de Wert, Professor für Ethik in der Reproduktionsmedizin und Genforschung an der Universität Maastricht, hält Eingriffe in die Keimbahn nicht für unangemessen, schränkt aber ein: »Ich denke, wir brauchen eine prinzipielle Diskussion über die Verhältnismäßigkeit dieser Art von Anwendungen und eine kritische Diskussion darüber, wie medizinische Anwendungen von Designer-Baby-Anwendungen abgegrenzt werden können, die wir gerne vermeiden würden.«
Wissenswertes zum Thema
Eingriffe in die Keimbahn verändern alle Nachkommen. Im Falle von tausenden seltenen Krankheiten, die nur durch Mutationen in einem Gen ausgelöst werden, könnte das theoretisch schwere Krankheiten verhindern – zum Beispiel das Nervenleiden Chorea Huntington, das in jedem Fall tödlich für die Betroffenen ist, oder vererbbare Formen von Muskelschwäche, bei denen Menschen nach und nach die Kontrolle über ihren Körper verlieren.
Doch wo hört die Heilung auf und wo beginnt die Optimierung des Körpers? Werden Eltern bald nicht nur die Krankheiten ihrer ungeborenen Kinder eliminieren, sondern auch mehr Muskelkraft, Intelligenz oder die Körpergröße auswählen? Weitergedacht ist die Anwendung des Verfahrens ein Milliardengeschäft das die Welt revolutionieren und die Gesellschaft spalten könnte.
Wer kann sich die makellosen Erben leisten?
Kommt der Mensch nach Maß? Vermutlich. Und vermutlich wird eine solche Entwicklung die Gesellschaft spalten. Hier die optimierten Menschen, dort Wesen wie du und ich. Und noch etwas ist wahrscheinlich: Die Risiken sind unberechenbar und stellen jede Fiktion in den Schatten.
Die Frage ob es möglich ist, ist inzwischen überholt. Insofern bin ich nicht sicher, ob CRONENS BRUT nicht längst mitten unter uns ist.