Edathy. Aufruf zur Selbstjustiz keine Lösung
So sehr ich selbst über das merkwürdige Urteil empört bin, passiert gerade etwas, was ich in fiktiver Form in ‚Gebrannte Kinder‘ beschrieben habe: Aufrufe zur Selbstjustiz. Doch diese sind im realen Leben strafrechtlich relevant, falls es zu echten Racheakten kommt. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es zum Himmel schreit, dass immer weniger über die Opfer von Kinderpornografie gesprochen wird, dafür umso mehr über Persönlichkeitsrechte von Tätern wie Edathy, aber Verbrechen mit Verbrechen ahnden, ist keine Lösung. So schmerzhaft das merkwürdige Maß der Bestrafung im Fall Edathy auch ist.
Dennoch liebe Leser und Mit-Empörer, zu Gewalt und Selbstjustiz aufstacheln ist der falsche Weg. Im beigefügten Beitrag erfahrt ihr etwas über wirkungsvolle Ermittlungsmethoden des FBI. Das ist weitaus sinnvoller, als zur Rache an einem Einzelnen aufzurufen. Der Fall Edathy ist abgeschlossen, doch da draußen gibt es Tausende, die dem FBI in die Falle gehen. Täter und Kinderporno-Konsumenten, die sich nicht mehr hinter weißen Kragen verbergen können.
Hier der Artikel dazu:
FBI stellt Fallen für Kinderporno-Konsumenten
Washington (pte025/24.04.2012/13:51) – Das FBI betreibt Internet-Portale, die vorgeblich kinderpornografisches Material anbieten, wie arstechnica.com berichtet. Mit diesen sogenannten „Honeypots“ sollen Straftäter in die Falle gelockt werden. Das FBI nutzt die Strategie, um einen Verdacht gegen eine Zielperson zu bestätigen. Besucher, die versuchen sich Kinderpornografie auf der Seite anzusehen, werden mittels IP-Adresse identifiziert und erhalten Besuch vom langen Arm des Gesetzes. Tatsächlich gibt es auf der Seite kein pornografisches Material, trotz offensichtlicher Ankündigungen.
Beim Versuch eine Datei zu öffnen, täuscht die Plattform ein technisches Gebrechen vor. „In Österreich werden solche Maßnahmen nicht gesetzt. Ermittlungen gibt es nur auf Anforderung der Staatsanwaltschaft. Zudem erkennen wir eine Verschiebung der Kinderpornografie weg von klassischen Webseiten und hin zu geschlossenen Netzwerken. Mit der mittlerweile angeschlossenen ‚Operation Ghostrider‘ haben wir dieser Entwicklung Rechnung getragen“, sagt Silvia Strasserr vom österreichischen Bundeskriminalamt http://www.bmi.gv.at/cms/BK gegenüber pressetext.
Für Ghostrider hat ein österreichischer Beamter als 13-Jähriger getarnt in sozialen Netzwerken ermittelt und mehr als 200 Pädophile ausgeforscht. „Die Spuren führen meist ins Ausland und werden daher den zuständigen Behörden übergeben“, erklärt Strasser.
Explizite Einladung
Personen, die vom FBI des Besitzes oder Handels mit Kinderpornografie verdächtigt werden, erhalten eine unauffällige persönliche E-Mail mit einem Link auf eine Webseite und einem Passwort zugeschickt. Wer dem Link folgt, landet auf der falschen Kinderpornografie-Seite des FBI. Dort wird schon auf der Einstiegsseite sehr prominent angepriesen, was auf der Seite angeblich zu sehen ist. So wird sichergestellt, dass jeder User weiß, dass es auf der Seite ausschließlich Kinderpornografie gibt, damit auch nur das vom FBI gesuchte Klientel die Seite betritt.
„Willkommen auf der versteckten Seite deiner Seele, wo du die Jungen und Unschuldigen ansiehst. Wir bieten seit 2002 das beste Kinderporno-Angebot und das kostenlos“, heißt es auf der Startseite. Zudem wird die Sicherheit vor Strafverfolgung gepriesen, die durch Server im Ausland garantiert sei. Die IP-Adresse wird jedoch beim ersten Versuch, ein Bild oder Video zu öffnen gespeichert. Außerdem werden sämtliche Versuche, verbotenes Material zu konsumieren, protokolliert. Videos öffnen zwar ein neues Fenster, der Inhalt erscheint aber nie. Für den User sieht es aus, als gebe es ein Problem mit dem Stream.
Falle funktioniert
Eines der jüngsten Opfer der FBI-Honigtopf-Strategie ist James Charles Cafferty. Der in London arbeitende US-Beamte war in über Umwege ins Visier der Kinderpornografie-Ermittler des FBI gekommen. Da seine letzten erwiesenen Besuche auf einschlägigen Portalen mehr als fünf Jahre zurücklagen, wollten die Polizisten sicherstellen, dass er nach wie vor in der Szene unterwegs war. Deshalb schickten sie ihm eine E-Mail. Chafferty tappte in die Falle und wurde anschließend festgenommen. Auf einem Privatrechner wurde haufenweise einschlägiges Material gefunden.
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